Hundeführerschein

fIch muss es mir heute mal von der Seele reden … Ich bin ja eigentlich ein Befürworter der Hundeführerschein-Prüfung (gewesen) – seit heute bin ich mir da nicht mehr so sicher …
Als ich angefangen habe, mich mit dem Hundeführerschein auseinander zu setzten, hatte ich den Eindruck, dass in dem Test die Alltagstauglichkeit des Hundes geprüft werden soll, bzw. in wie fern der Hundeführer Probleme erkennt und entsprechend reagiert/agiert … Also anders als bei der Begleithundeprüfung, bei der die Unterordnung im Vordergrund steht.
Heute war es soweit, ich hatte mich angemeldet zur Prüfung, nach der Prüfungsordnung des BHV.
Abgesehen davon, dass ich im Theoretischen Teil bei einigen Fragen einfach eine andere Auffassung habe (MEIN Hund darf rohe Hühnerknochen essen, und ICH rede mit meinem Angsthund in Stress-Situationen …) habe ich die auch gut hinter mich gebracht … (und von dem Rudelführergedöns rede ich erst gar nicht!)
anders lief es dann beim praktischen Test, da fühle ich mich gerade ein wenig verarscht! Wie mir/uns die Prüferin im nachhinein mitteilte, will der BHV (nächste Woche?) die Pass/Fail – Kriterien verschärfen, und sie hätte jetzt schon danach geprüft – TOLL!!! dass ich davon VORHER nichts wusste (und die Trainerin, bei der ich die Vorbereitung gemacht habe, auch nicht!)
Diese verschärften Kriterien haben aber sehr viel zu meinem/unserem heutigen Durchfallen beigetragen (und hätte ich vorher davon gewusst, hätte ich mich auch nicht angemeldet!)
– Beim „Bei mir/Fuß“ laufen darf der Hund nicht mehr als 10cm abstand zum Bein haben – Juni hat um die 50cm Abstand
– Signale dürfen maximal 2* gegeben werden – gerade bim Offline habe ich ihr das aber öfters gegeben, um ihre Aufmerksamkeit bei mir zu behalten
– der Hund sollte an einer ausgelegten Wurstsemmel riechen und sie dann auf Korrekturwort liegen lassen – WARUM bitte, muss ich meinen Hund erst mit der Nase dran lassen? – Kein Wunder, dass Juni sie aufgenommen hat …
weitere Negative Punkte waren
– Juni nutzt gerne den maximal gewährten Abstand aus, sie zieht nicht, aber die Leine schleift auch nicht am Boden (ich könnte die Leine auf der flachen Hand legen und sie würde nicht runterfallen)
– Juni fiddled in Stresssituationen wie zb bei der Pfoten Kontrolle, als die Prüferin und ihre Kollegin direkt hinter Juni standen (in dem Fall mit meiner Hand und ihrem Maul, was als beißen ausgelegt wurde)
was ich dann aber gar nicht gut fand: Ich habe im Vorfeld mehrfach gesagt, dass Juni Probleme mit Nähe hat, und dass ich selber den Chip auslesen will – dennoch musste ich einen Fixiergriff machen, und die Prüferin versuchte ihren Chip auszulesen! Juni wäre mir beinahe vor Angst aus dem Geschirr geschlüpft!
Da verstehe ich nur wenig Spaß!
Im Gelände war Juni für mich einfach nur klasse! Mehrere riesige Stresssituationen meisterte sie grandios – Ein Kind auf dem Fahrrad kam mit Hund an der Leine direkt an uns vorbei und sie hat es nur kurz notiert und hat sich dann sofort zu mir orientiert.
Die Fremdhunde, die zur Prüfung zu Hilfe genommen wurden, entsprachen ALLE ihrem Angstschema – Größer und dunkler (oder Labbi) und sie hat nicht geknurrt, gebellt oder sonstiges sondern NUR nach mir geguggt.
dann kam wieder diese dumme Leberwurstsemmel .. nicht dran vorbei, sondern genau drauf zu und den Hund dran riechen lassen … und Juni hat sie aufgenommen und wollte dann auch nicht mehr zu mir kommen mit der Beute (warum auch ;))
die sonstigen Rückrufe waren wie immer gut. Kein Mensch und kein Hund wurde von ihr belästigt! Schafe, Jogger und Spaziergänger ignoriert.
doch dann kam die ganz große Katastrophe für uns 🙁
Prüfungsort „Stadtgebiet“ – der Münchner Ostbahnhof. An sich kein Thema, nur, durch die Totalsperre der Stammstrecke war da ein fürchterlicher Betrieb. Und es war sehr laut!
Juni war TOLL, sie hat immer die Wandnähe gesucht, was ihr ein wenig Sicherheit gegeben hat und was ich nach Möglichkeit unterstützt habe.
Statt aber nach draußen in einen Randbereich zu gehen, haben wir uns in dem Gedränge ewig lange aufgehalten und Übungen absolvieren müssen. Ich habe immer mehr Stresszeichen bei Juni gesehen. Normaler Mensch (mit Empathie für einen Hund) hätte sich da niemals solange aufgehalten! Und dort sollte ich meinen Hund auch noch zwischen 2 Wiener-Würstchen parken! Ach ja, die hat mein Hund nicht genommen .. aber dafür hat sie den Boden rund um geputzt – was ebenfalls Punktabzug gab.
mit meinem Hund, der völlig am Ende war und gezittert hat wie Espenlaub ging es dann mit der S-Bahn zurück. Um meinem Hund zu helfen habe ich sie eingeladen, auf meinem Schoss zu sitzen (IHR hat es gut getan) – dabei hat sie weder den Sitz berührt, noch andere Menschen belästigt. Aber es gab weitere Negativ-Punkte.
Alltagstauglichkeit?! Hundefreundlich?! NEIN! Für mich eine Erfahrung, die ich nicht noch einmal machen möchte.
Das aller schärfste kam aber am Schluss – Als ich mich in der Nachbesprechung gegen eine Wiederholung der Prüfung ausgesprochen habe, wurde mir glatt unterstellt, ich würde mit meinem Hund nur nicht arbeiten wollen! – da fehlen mir die Worte ….

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